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Ein Fotograf auf Mission hinter Gittern

«Ich will da wieder rein»

Zelle in einem nicht sanierten Flügel der Strafanstalt Basel-Stadt, 2002. Dieser Besuch war mein fotografisches Initialerlebnis hinter Gittern und Auslöser für mein Eintauchen in dieses Thema mit der Aussicht auf «lebenslänglich. Foto: Peter Schulthess

Text: Peter Schulthess. Erschienen im infobulletin (Informationen zum Straf- und Massnahmenvollzug) 2/2016, Dez. 2016, S. 33–34 (https://www.bj.admin.ch/dam/data/bj/sicherheit/smv/smvbulletin/2016/ib-1602-d.pdf)

Der Eindruck war prägend. Vor 14 Jahren tauchte ich zum ersten Mal mit Kamera und Stativ in die Welt hinter Gittern der Strafanstalt Basel ein. Ein vierflügeliger Bau aus dem Jahr 1864 mit 150 Zellen und einem umwerfenden visuellen, akustischen und olfaktorischen Panorama. Drei Jahre später und inzwischen als Berufsfotograf selbständig entschied ich, das Thema Gefängnis für einen Bildband weiter zu verfolgen. Mit einem Konzept auf Papier und dem Virus im Kopf sonst nichts. Ich hatte keine Ahnung, was da auf mich zukommen würde, auch finanziell.

Zum fotografischen Teil kamen die Recherchen und die harzige Arbeit am Text, denn nur ein Buch mit Bildern wäre irgendwie nicht stimmig. Ich will immer wissen, was ich fotografiere. Jedes Bild hat eine Dimension, die erst durch einen ergänzenden Text sichtbar wird. Das Buch «Hinter Gittern. Gefängnisse und Justizvollzug in der Schweiz» erschien vor 10 Jahren und zeigt die komplexe Vollzugskette vom Polizei- bis zum Ausschaffungsgefängnis quer durch die ganze Schweiz mit einem Einblick in eine deutsche Justizvollzugsanstalt. Dies war für mich der Beginn einer immer tiefer schürfenden Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Gegenwart «intra muros» mit dem Ergebnis weiterer Publikationen und fotografischer Exkursionen.

Versteckte Motive

Zum Fotografieren in den Gefängnissen braucht es immer Zwei. Mindestens. Die Motive verstecken sich drinnen hinter verschlossenen Türen und die idealen Aufnahmestandorte draussen liegen hinter Zäunen oder auf dem Dach in einer alarmgesicherten Zone. Ich bin auf eine wohlwollend kompetente Begleitung angewiesen, die geduldig meine fotografischen Wünsche zu erfüllen versucht, meine Fragerei aushält und geschickt einen Zeitplan mit anderen Abteilungen austüftelt, um dem Strom der Gefangenen auszuweichen. Das Fotografieren braucht seine Zeit. Das Vorgehen habe ich seither kaum verändert, denn nur so lassen sich die Bilder über die Zeit und die unzähligen Institutionen wirklich vergleichen. Es gebührt einen ganz grossen Dank all denen, die mir auf irgendeine Weise die Türen öffnen! Ohne sie wäre meine Arbeit nicht möglich. Die Bilder gelangen mir vor 10 Jahren oft leichter als heute, vor allem Aufnahmen mit Vollzugsangestellten – wir reden hier nicht von Gefangenen, die stehen bei mir nicht im Rampenlicht. Die damalige, vielleicht eher legere Haltung tendiert zunehmend zur Übersicherheit, mit viel Wenn und Aber und «doch vielleicht besser nicht». Ausnahmen bestätigen – damals wie heute – die Regel!  

Ein neuer Blick ist fällig

Nach 10 Jahren ist es Zeit für einen neuen Blick auf unsere Institutionen des Justizvollzuges. Es wurde viel gebaut, erweitert, renoviert, neu in Betrieb genommen und geschlossen. Vielleicht so viel wie noch nie zuvor in einem Jahrzehnt. Das Gesamtbild ist heute ein anderes. «Hinter Gittern 2» erscheint voraussichtlich Ende 2017 in zwei separaten Bänden, einer mit den beiden Deutschschweizer Konkordaten und einer mit dem Concordat Latin. Es gibt noch viel zu tun, alles nebenbei zu meinem Haupterwerb, der Architekturfotografie. Ein Gang über die Landesgrenze eröffnet eine weitere Perspektive und schärft die Wahrnehmung für die feinen Unterschiede: schon nur wenige Kilometer nördlich ist die Welt des Justizvollzuges eine andere. Mein Ziel ist, bis in ein paar Jahren ein Musterkapitel über Baden-Württemberg fertig zu haben – um dann die übrigen Bundesländer in Angriff zu nehmen. Vorerst allerdings stehen einige  ausgewählte «estabelecimentos prisional» in Portugal auf dem Programm. Zusammen mit einem portugiesischen Fotografen dürfen wir erstmals überhaupt «rein»: Das Ergebnis dieses viel versprechenden Projektes der zwei Sichtweisen des sonst Unsichtbaren wird im Sommer 2017 im Centro Português de Fotografia CPF in Porto gezeigt, einem ehemaligen Gefängnis nota bene.

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